Von Jochen Werner

WEILER. Mit leichter Verspätung ertönte am Samstagvormittag zum ersten Mal in diesem Jahr der Narrhallamarsch in der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe. Der Weilerer Carneval-Verein (WCV) hatte zu seinem närrischen 111-jährigen Jubiläum am Morgen vor der traditionellen Flaggenhissung in der Rhein-Nahe-Halle zur kurzweiligen Matinee eingeladen. Dabei gelang dem Team um Vereinschef Klaus Dieter Rauber ein besonderer Coup: ZDF-Wetterfee Christa Stipp hatte in ihrem Heimatort ihre Premiere als Moderatorin, die sie mit ständig wechselnden Kopfbedeckungen, vor allem aber äußerst sympathisch, herzerfrischend nutzte.

Die Gäste erfuhren einiges über den WCV. Dass der vor 111 Jahren als „Die Tulpe“ gegründet worden war, die sich später mit der „Doll Rüb“ zum „Tulpen-Rüben-Salat“ vermischte. Dass 1932 bei der Mitgliederversammlung statt eines Ausfluges ein Familienfest angeregt und einstimmig festgelegt wurde, dass die Mitglieder dabei statt zwei Schoppen plus Kaffee und Kuchen drei Schoppen ohne das unnötige Beiwerk bekommen sollten. Dass die erste Weilerer Sitzung bereits 1903 als Veranstaltung des Männergesangvereins dokumentarisch nachweisbar ist. Dass der WCV ursprünglich einmal KVW hätte heißen sollen, was zu Komplikationen mit der Vereinigung im Nachbarort geführt hätte. Und dass die Fastnacht in Italien bereits auf eine Tradition von rund fünfhundert Jahren blicken kann und dass sich der Weilerer Jubiläumsverein sich auf seine Freunde in der Partnergemeinde Sona-Lugagnano verlassen kann. Eliseo Merzari, Chef des Carnevalvereins Lo Tzigano, und Gattin Luisa waren gekommen, um mitzufeiern.

Rauber sah in seiner Ansprache den Karneval gefordert, Freude in den täglichen Alltag zu bringen, um angesichts der aktuellen politischen Lage die Sorgen und Nöte vergessen zu lassen. Sein Motto: „111 Jahre sind ein guter Anfang!“ Von einem „magischen Jubiläum“ sprach Schirmherr Dr. Lutz Porombka. Landrätin Dorothea Schäfer dankte nach einigen Reimen allen Vereinsmitgliedern in Prosa für deren Engagement und die damit einhergehende Unterstützung der Politik.

Ortschefin Marika Bell und der von Christa Stipp zum „Oberbürgermeister der Verbandsgemeinde“ beförderte Karl Thorn zeigten in einem Zwiegespräch, was dem WCV seit 111 Jahren alles gelungen ist. Fazit: „Seit 111 Jahren Spaß an der Freud, seit 111 Jahren froh gelaunte Leut‘.“ Dafür, dass das auch bei der Matinee so war, sorgten die Häppchen, die pünktlich zur startenden Gratulationskur auf die Tische kamen. Für die Weilerer Vereine übernahm CCW-Präsident Björn Weirich das Mikrofon, bekam als Gegenleistung für seine närrischen Lobeszeilen auch ein Geburtstagsständchen gesungen.

Wie der WCV von den Korporationen aus den Nachbargemeinden gesehen wird, zeigte Waldalgesheims Sitzungspräses Clemens Jung. Von Kaiser Wilhelm bis Angela Merkel hätten es die Weilerer geschafft, die kompletten, hochkarätigen Sitzungen ausschließlich aus den eigenen Reihen heraus zu stemmen, hob er hervor. Wolfgang Heinz (Schwarze 11) hatte schweren Herzens darauf verzichtet, auf jedes Jahr ein Versje zu machen. Rainer Marsula (CCO Oberheimbach) betonte, der WCV habe habe 111 Jahre lang Zeichen der Zugehörigkeit gesetzt.

Weitere Gratulanten: KV Narrebrunne Trechtingshausen, KV Narreburg Niederheimbach, BCV Bacharach, SpVgg Dietersheim, TuS Büdesheim, FSV Münster-Sarmsheim, Lustige Schuppesser Planig, Karl-Heinz Schäfer (Föderation Europäischer Narren), Harald Gebhard (Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval)

Bild: Jochen Werner

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